Fahrradgewindearten: Speichen, Lager und Ventile

Für Gewindebegeisterte und alle, die es werden wollen, ist ein Fahrrad mit seinen vielen Fahrradgewindearten eine wahre Fundgrube. Wir finden an den Drahteseln nicht nur eine enorme Fülle an Gewinden, es handelt sich zum Teil auch um besonders interessante Exemplare wie etwa die Gewinde bei Fahrradpedalen. In der Gesamtheit ergibt sich bei den Fahrradgewindearten ein Sammelsurium aus Normen und Größen, das man wohl bei keinem modernen Fahrzeug erwarten würde.

Wie so oft liegen die Gründe dafür in der Vergangenheit. Das Fahrrad als Gefährt und treuer Wegbegleiter hat immerhin schon 200 Jahre auf dem Buckel. Gut, die damaligen Exemplare ähnelten noch eher den Laufrädern, mit denen Kleinkinder heutzutage unterwegs sind, aber ein Anfang war gemacht und der Siegeszug des Fahrrads unaufhaltsam. Vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als eine flächendeckende Motorisierung noch Zukunftsmusik war, etablierte sich das Fahrrad als unverzichtbares Fortbewegungsmittel.

Entsprechend stammen einige wegweisende Innovationen der Fahrradtechnik aus dieser Zeit – einer Zeit vor Globalisierung und weltweiten Standards. Und so entwickelte jedes Land eigene Normen für Gewinde am Fahrrad, manches wurde andernorts adaptiert, anderes nicht. Und dieser Flickenteppich aus Normen und Maßen ist uns bis heute als großer Pool an Fahrradgewindearten erhalten geblieben. Interessant ist das natürlich besonders für Bastler, die gerne selbst Hand anlegen und am Fahrrad herumschrauben. Und als ambitionierte Handwerker wollen Sie bei Problemen sicher auch erstmal einen Reparaturversuch starten, bevor Sie die Werkstatt bemühen. Damit das Fahrrad-Pedale-Wechseln am Gewinde nicht scheitert, haben wir uns für Sie die Fahrradgewindearten einmal genauer angesehen.

Fahrradgewindearten: Das Fahrradgewinde

Das Fahrrad hat seine eigene Gewindenorm. Aufgrund der historischen Entwicklung ist diese jedoch nicht weltweit einheitlich. Das englische Gewinde BSA ist beispielsweise ein Zollgewinde, das französische Gewinde hingegen metrisch. Und das italienische Gewinde kombiniert einfach mal beides miteinander. Bis auf das italienische Gewinde mit 55° Flankenwinkel haben die vorgestellten Gewinde alle einen Flankenwinkel von 60°. Die Ähnlichkeit der Fahrradgewindearten führt immer mal wieder zu Verwechslungen, zumal es heutzutage auch häufiger vorkommt, dass Sie im Laden ein im Ausland hergestelltes Fahrrad vorfinden. Darum lohnt es sich immer, hier noch einmal genau nachzuprüfen.

Natürlich gibt es auch ein deutsches Gewinde speziell für Fahrräder, das nach DIN 79012 normiert ist. Das deutsche Gewinde am Fahrrad FG ist ein recht feines Gewinde, fällt aber dennoch nicht in die Kategorie Feingewinde. Etwas knifflig wird es bei den Abmessungen, da diese zwar in mm angegeben werden, sich jedoch auf alte Zollangaben beziehen. Das FG 2 hat deshalb keinen Nenndurchmesser von 2 mm, sondern von 2,096 mm. Die Steigung wird direkt in Gänge pro Zoll angegeben.

Fahrradgewindearten: Ventilgewinde VG und metrisches ISO-Gewinde

Neben dem speziell für Fahrräder vorgesehenem Gewinde FG finden sich an den Drahteseln auch noch andere Fahrradgewindearten: Das Ventilgewinde sowie das metrische ISO-Gewinde.

Das Ventilgewinde ist nach DIN 7756 genormt und trägt das Kürzel VG. Dahinter steht das Nennmaß in mm, die Steigung ist in Gang pro Zoll angegeben. Die Fahrradgewindeart hat einen Flankenwinkel von 60°.

Und schließlich werden an Fahrrädern auch die uns gut bekannten Fahrradgewindearten metrisches Regelgewinde DIN 352 und metrisches Feingewinde DIN 2182 verwendet. Das Regelgewinde erkennen Sie an der Bezeichnung M, gefolgt vom Nenndurchmesser. Es verfügt über einen Flankenwinkel von 60°. Das metrische Feingewinde hat ebenfalls einen Flankenwinkel von 60°, jedoch eine kleinere Steigung. Die Gewindebezeichnung lautet MF, gefolgt vom Nennmaß.

Wo die Gewinde am Fahrrad sitzen – Ein Überblick über die Fahrradgewindearten

Die Welt der Gewinde am Fahrrad ist kompliziert. Versuchen wir mal, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Los geht es mit der Fahrradgewindeart FG. Diese wurde in erster Linie für Bauteile entwickelt, die besonders hohen Belastungen ausgesetzt sind. Dazu gehören die Achsen, jedoch nicht alle Typen. Nur Vollachsen werden vorne und hinten mit dieser Gewindeart versehen. Auch an einigen Innenlagerschalen lässt sich das FG Gewinde entdecken. Ein eindeutiger Fall sind hingegen wieder die Speichen und Nippel, da auch an diesen Stellen sehr hohe Kräfte wirken. Um hier den Unterschieden im Einsatz gerecht zu werden, wird für Rennräder das FG 2 verwendet, für Standardräder das FG 2,3 und für Lastenräder das FG 2,6. Außerdem kommt bei Pedalen und Kurbeln meist das FG Gewinde zum Einsatz, Standard ist hier das FG 14,3. Die Fahrrad-Pedal-Gewinde-Richtung ist zudem ein interessanter Sonderfall, da hier bei linken Pedalen ein Linksgewinde verwendet wird. Das verhindert, dass Pedale sich beim Treten selbstständig aus dem Gewinde drehen können.

Wenn das jetzt etwas viel war, können Sie kurz verschnaufen. Die Fahrradgewindeart Ventilgewinde lässt sich zum Glück einfach zusammenfassen, sie kommt nämlich nur an den Ventilen der Räder vor. Dort erfüllen sie eine wichtige Aufgabe, da die Ventilkappe das Ventil vor Feuchtigkeit und Schmutz schützt.

Und jetzt noch zum metrischen Gewinde. Einfach gesagt wird diese Fahrradgewindeart an allen Bauteilen eingesetzt, die noch nicht durch FG oder VG abgedeckt sind. Das Regelgewinde M finden wir etwa bei den Bremsen und der Schaltung sowie am Sattel. Häufiger anzutreffen ist das Feingewinde MF, etwa an den Kettenrädchen, der Kurbelbefestigung, dem Kurbelzug sowie der Kettenradgegenmutter und -befestigung.

Im Zweifel hilft ein Fachmann

Auf Grund der vielen unterschiedlichen Fahrradgewindearten stellt eine Reparatur oder der Eigenbau hier eine besondere Herausforderung dar. Besonders knifflig kann es sein, die richtigen Fahrradgewindearten zweifelsfrei zu bestimmen. Dabei hilft entweder guter Rat vom Fachmann oder der Einsatz einer Gewindelehre. Beides finden Sie beim Gewindebohrer Hersteller BAER! Sehen Sie sich doch mal in unserem Online-Shop für Gewindeschneider & Co. um oder kontaktieren Sie bei Fragen unseren Kundenservice.