Sackloch oder Durchgangsloch?
Beim Kauf von Gewindebohrern müssen Sie auf vieles achten. Richtige Größe, richtige Gewindenorm, richtiges Material – und jetzt auch noch der richtige Lochtyp? Wir verstehen, dass es verlockend ist, einfach das Werkzeug zu verwenden, das Sie ohnehin schon zuhause haben. Und manchmal fahrend Sie damit auch gut und das Gewinde gelingt trotz nicht optimalem Gewindebohrer tadellos. Aber die Vielfalt der Werkzeuge zur Gewindebearbeitung existiert schließlich nicht ohne Grund und wenn Sie langfristig Freude an der Arbeit haben und keine unnötigen Ausgaben tätigen wollen, dann raten wir Ihnen dazu, etwas Mühe in die Recherche zu investieren und den Gewindebohrer genau passend zum Schneidfall auszuwählen.
Wir stehen Ihnen dabei wie immer gerne zur Seite. Womit wir wieder bei den Löchern wären. Was Sackloch und Durchgangsloch unterscheidet ist rasch erklärt und dann stellt Sie die Wahl des Gewindebohrers auch vor keine Rätsel mehr. Sie werden sehen, es macht durchaus viel Sinn, sowohl für Sackloch als auch für Durchgangsloch unterschiedliche Werkzeuge zu verwenden. Welche das sind und wie Sie sie finden, das erfahren Sie jetzt.
Was ist der Unterschied zwischen Sackloch und Durchgangsloch?
Wenn man mal darüber nachdenkt, dann kann es bei Bohrungen eigentlich nur zwei Möglichkeiten geben. Entweder Sie bohren komplett durch das Werkstück durch oder eben nur ein Stück ins Material hinein. Und genau das ist der Unterschied zwischen Durchgangsloch und Sackloch. Letzteres wird übrigens auch häufig als Grundloch bezeichnet, eben weil die Bohrung einen Grund hat. Und wenn es schnell gehen muss, dann haben sich die Abkürzungen Salo und Dulo etabliert.
Gründe für die Verwendung von Sackloch oder Durchgangsloch gibt es viele, von konstruktionstechnischen Überlegungen bis hin zu optischen Argumenten. Fest steht in jedem Fall, beim n macht es Ihnen das Durchgangsloch etwas einfacher. Was aber nicht heißt, dass Sacklöcher besonders schwer zu bearbeiten sind. Sie müssen eben nur wissen, welchen Gewindebohrer Sie brauchen.
So unterscheiden sich Gewindebohrer für Sackloch und Durchgangsloch
Es sind vor allem zwei Punkte, die bei der Wahl des richtigen Gewindebohrers für ein Sackloch eine Rolle spielen: die Spanabfuhr und die Gewindetiefe. Um mit diesen Problembereichen umzugehen, unterscheiden sich Gewindebohrer für Sackloch und Durchgangsloch durch die Form der Nuten und des Anschnitts. Sehen wir uns an, wie genau das aussieht.
Gewindebohrer für Sackloch und Durchgangsloch haben unterschiedliche Nuten
Beim Gewindebohren stellt sich immer die Frage, wohin mit den Spänen? In der Bohrung können sie nicht bleiben, weil sie dort nur Probleme verursachen. Das Durchgangsloch hat eine Öffnung, durch die abgetragene Späne herausfallen können. Spanprobleme treten hier also weniger auf. Beim Sackloch würden die Späne sich jedoch am Grund der Bohrung sammeln. Darum müssen sie anders als beim Durchgangsloch entgegen der Schneidrichtung nach oben geleitet werden. Das gelingt durch rechtsgedrallte Spiralnuten. Wie eine kleine Förderschnecke schieben sie die Späne nach oben und lösen damit das Spanproblem auf elegante Art. Gewindebohrer für Durchgangslöcher haben dagegen meist einfach gerade Nuten. Nachteil der Spiralnuten ist der sogenannte Korkenziehereffekt, der bei zu viel Druck dazu führen kann, dass das Gewinde verschnitten wird. Hier ist also etwas Aufmerksamkeit erforderlich.
Der Anschnitt variiert zwischen Sackloch und Durchgangsloch Gewindebohrern
Jeder Gewindebohrer hat einen Anschnitt. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Anzahl der Gewindegänge an der Spitze des Werkzeugs, die den Großteil der Schneidarbeit verrichten. Dazu sind diese ersten Gewindegänge aber noch nicht voll ausgeprägt und erreichen erst zum Ende des Anschnitts hin den entsprechenden Nenndurchmesser. Beim Durchgangsloch ist das kein Problem, weil Sie den Gewindebohrer so lange weiterdrehen können, bis der komplette Anschnitt unten wieder herauskommt. Damit ist das Gewinde über die gesamte Gewindelänge hin voll ausgeprägt. Beim Sackloch ist meist kein Platz, um den Gewindebohrer deutlich tiefer einzudrehen als die vorgesehene Gewindelänge. Darum muss der Anschnitt möglichst kurz sein, damit der Teil des Gewindes am Grund der Bohrung, wo die Gewindegänge nicht voll ausgeprägt sind, möglichst klein bleibt. Deshalb unterscheidet sich die Anzahl der Gänge im Anschnitt bei Sackloch und Durchgangsloch. Während Gewindebohrer für Durchgangslöcher 4 bis 5 oder noch mehr Gänge im Anschnitt haben, sind es bei Sacklöchern meist nur 2 bis 3.
Sind Gewindebohrer für Sackloch und Durchgangsloch austauschbar?
Da stellt sich die Frage, wenn das Sackloch der Bohrungstyp ist, der die größeren Anforderungen stellt, wäre es dann nicht sinnvoller, einfach nur Sackloch statt Durchgangsloch Gewindebohrer zu nutzen? Tatsächlich ist die Austauschbarkeit in diese Richtung deutlich höher als umgekehrt. Während Sie mit einem Sackloch Gewindebohrer in einem Durchgangsloch meist noch gute Ergebnisse erzielen können, müssen Sie mit einem Durchgangsloch Gewindebohrer im Sackloch fast immer mit Problemen rechnen. Trotzdem ist es in den meisten Fällen nicht sinnvoll, einfach komplett auf Gewindebohrer für Sacklöcher umzusteigen. Oder genauer, es wäre nicht sehr wirtschaftlich.
Wir hatten ja gesehen, dass der Anschnitt beim Sackloch Gewindebohrer wesentlich kürzer ist. Die Kraft, die zum Schneiden eines Gewindes benötigt wird, ist bei Sackloch und Durchgangsloch jedoch gleich. Je kürzer der Anschnitt, desto höher ist also die Belastung, die auf einen einzelnen Gewindegang wirkt. Das bedeutet, dass Sackloch Gewindebohrer wesentlich schneller verschleißen und entsprechend kürzere Standzeiten haben als Gewindebohrer für Durchgangslöcher. Es wäre also nicht sehr nachhaltig, Sackloch Gewindebohrer für Schneidfälle einzusetzen, in denen es auch ein Durchgangsloch Gewindebohrer tut. Investieren Sie lieber einmal in Werkzeug, das perfekt zu Ihrem Einsatzzweck passt, und profitieren dafür von einer längeren Lebensdauer für alle Ihre Gewindebohrer.
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