Diese Verfahren zur Gewindeherstellung gibt es
Gewinde sind in fast allen Bereichen unseres Lebens unersetzlich und kommen in allen denkbaren Formen und Abmessungen vor. Eigentlich logisch, dass es da nicht nur ein einziges Verfahren gibt, um Gewinde herzustellen. Sicher ist Ihnen das Gewindebohren am besten vertraut, aber wussten Sie, wie viele andere Wege zum perfekten Gewinde führen können? Wir haben Ihnen alle Verfahren zur Gewindeherstellung in unserer Übersicht zusammengestellt und geben Tipps, welches für Ihren Zweck am besten geeignet ist.
Spanabhebende Verfahren zur Gewindeherstellung
Verfahren zu Gewindeherstellung lassen sich in zwei Gruppen unterteilen und die größere von beiden beinhaltet die spanabhebenden Verfahren zur Gewindeherstellung. Was alle diese Methoden gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass Sie durch das Abtragen von Material Gewinde erzeugen. Zu erkennen ist das daran, dass bei der Arbeit Span entsteht.
Gewindebohren
Beim Gewindebohren muss zuerst eine Kernlochbohrung vorbereitet werden. Anschließend kommt ein Gewindebohrer zum Einsatz, der in Form und Material auf den jeweiligen Schneidfall abgestimmt sein muss. Dieser schneidet das gewünschte Gewinde in den Werkstoff. Gewindebohren ist ein flexibles Verfahren zur Gewindeherstellung und kann sowohl von Hand als auch mit der Maschine ausgeführt werden. Außengewinde werden mit Hilfe eines Schneideisens hergestellt.
Gewindefräsen
Ein Gewindefräser verfügt über einen Frästeil mit Profilrillen im Abstand der gewünschten Steigung. In einer CNC-Maschine wird er in einer schraubenförmigen Bewegung an den Wänden des Bohrlochs entlangbewegt und fräst so das Gewinde in den Werkstoff. Auf diese Weise kann derselbe Gewindefräser sowohl Außen- als auch Innengewinde fertigen und außerdem flexible Durchmesser erzeugen. Ein Bohrgewindefräser kann außerdem auch noch sein eigenes Kernloch bohren.
Gewindewirbeln
Das Gewindewirbeln ist ein Verfahren zur Herstellung von Außengewinden, das ganz ähnlich wie das Gewindefräsen funktioniert. Ander als beim Fräsen kommt hier jedoch ein Ring zum Einsatz, der um einen Bolzen rotiert und mit nach innen gerichteten Wendeschneidplatten das Gewinde ins Material fräst. Auf diese Weise entstehen sehr präzise und hochwertige Gewinde, wie sie etwa in der Medizintechnik oder für besonders kleine Bauteile benötigt werden.
Gewindedrehen
Beim Gewindedrehen handelt es sich um ein Verfahren zur Gewindeherstellung, das auf einer Drehmaschine durchgeführt werden kann. Zum Einsatz kommt dabei ein Profilwerkzeug mit einem passenden Winkel, im Falle des metrischen Regelgewindes also etwa 60°. Bei großen Gewinden muss der Vorgang gegebenenfalls mehrmals wiederholt werden, um auf die erforderliche Gewindetiefe zu kommen. Dafür ist das Gewindedrehen eine sehr flexible Methode, die jedoch gute Kenntnisse im Umgang mit einer Drehmaschine voraussetzt.
Gewindeschleifen
Spezielle Schleifscheiben mit Profil werden beim Gewindeschleifen verwendet, um zielgerichtet Material abzutragen und so das gewünschte Gewinde herzustellen. Das Ganze findet auf Rundschleifmaschinen statt, auf denen der Bolzen befestigt und im Anschluss von der rotierenden Schleifscheibe bearbeitet wird. Häufiger Einsatzzweck für dieses Verfahren ist die Herstellung von Gewindeschneidwerkzeugen.
Umformende Verfahren zur Gewindeherstellung
Neben den spanabhebenden gibt es noch die umformenden Verfahren zur Gewindeherstellung. Dabei wird das Material nicht abgetragen, sondern verdrängt. Die Materialfasern werden auf diese Weise nicht durchtrennt und es entstehen keine Späne.
Gewindefurchen / Gewindeformen
Das Gewindefurchen wird gelegentlich auch als Gewindeformen bezeichnet. Der Ablauf ähnelt dem Gewindebohren. Zunächst muss eine Bohrung mit dem benötigten Durchmesser vorbereitet werden, anschließend wird das Werkzeug eingedreht. Auf seinem Weg verdrängt der Gewindefurcher Material und drückt so das gewünschte Gewinde in dem Werkstoff. Er verfügt über keine Schneiden und da kein Span anfällt, benötigt ein Gewindefurcher auch keine tiefen Nuten, kann jedoch Schmiernuten für eine bessere Verteilung des Schmiermittels haben.
Gewindewalzen / Gewinderollen
Die zweite Methode zur spanlosen Gewindeerzeugung ist das Gewindewalzen, das auch als Gewinderollen bezeichnet werden kann. Für dieses Verfahren werden Walzrollen mit dem gewünschten Profil benötigt. Der Bolzen fährt entweder zwischen dieses Walzen hindurch oder die Walzrollen fahren von der Seite auf den unbewegten Bolzen zu. In beiden Fällen drückt sich das Profil von den Walzrollen in das Werkstück und erzeugt so das gewünschte Gewinde.
Erodieren – ein abtragendes Verfahren zur Gewindeherstellung
Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf das Erodieren als Möglichkeit der Gewindeherstellung, das sich in keine der anderen beiden Gruppen einordnen lässt. Beim Erodieren handelt es sich um das Abtragen von Material durch elektrische Entladevorgänge. Das Werkstück befindet sich gemeinsam mit einer unter Spannung stehenden Elektrode in einer nicht leitenden Flüssigkeit. Werkstück und Elektrode berühren einander nicht, so dass es zwischen beiden zu Funkensprüngen kommt, die Vertiefungen erzeugen. Klingt kompliziert, aber tatsächlich lassen sich auf diesem Weg sehr komplexe Formen erzeugen. Dafür ist das Erodieren aber auch ein teures Verfahren, das sich nur mit viel Erfahrung richtig durchführen lässt.
Welches Verfahren zur Gewindeherstellung eignet sich für Sie am besten?
So, jetzt kennen Sie alle Verfahren, mit denen heutzutage Gewinde hergestellt werden. Bleibt die Frage, welches davon ist das Beste? Jede der vorgestellten Methoden hat ihre Vor- und Nachteile und entsprechend auch ihre jeweiligen Spezialgebiete, in denen sie ihre Stärken ausspielen kann. Beim Lesen ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass für die meisten der Verfahren mindestens eine fortgeschrittene Werkstattausrüstung notwendig ist bis hin zu teuren Spezialmaschinen, deren Anschaffung sich nur auf industrieller Ebene wirklich lohnt.
Klar, als große Fans vom Gewindebohren sind wir vielleicht ein wenig voreingenommen. Aber es ist tatsächlich so, dass das Gewindebohren für den Hausgebrauch und für viele Anwendungsfälle im Bereich Hobby und Handwerk die beste Lösung ist, weil Sie einfach immer flexibel bleiben. Gewindebohren klappt sogar von Hand – probieren Sie das mal mit Gewindewalzen oder beim Erodieren. Solange Sie also nicht in die Serienproduktion einsteigen möchten, sind Sie mit Gewindebohrern immer gut bedient.
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