Stativgewinde und Objektivgewinde
Im Bereich der Gewindenormen ist die Spannbreite zwischen Standardisierung und Spezialisierung erstaunlich groß. In den meisten Anwendungsfällen ist es praktisch, wenn Sie häufig mit den gleichen Normen arbeiten und Ihre Ausrüstung für viele verschiedene Projekte einsetzen können. Am anderen Ende des Spektrums stehen die Spezialisten. Gewindenormen, die einen ganz bestimmten Einsatzbereich abdecken und auch nur dort zu finden sind.
Eines dieser hochspezialisierten Einsatzgebiete wollen wir uns in diesem Blogbeitrag einmal genauer ansehen. Es geht um Spezialgewinde im Fotobereich. Gleich an zwei Stellen werden bei einer professionellen Spiegelreflexkamera besondere Gewindearten verwendet. Haben Sie schon eine Idee, wo? Die Rede ist vom Stativgewinde und dem Objektivgewinde, obwohl sich im Bereich der Objektive bereits seit Jahren eine neue Lösung immer mehr durchsetzt. Aber fangen wir von vorne an.
Kleine Schraube, große Verantwortung: Das Stativgewinde
Beginnen wir mit einem Gewinde, das auf den ersten Blick gerne mal übersehen wird. Das liegt vor allem an seiner Position. Das Stativgewinde finden wir nämlich auf dem Boden des Kameragehäuses, wo es tatsächlich kaum auffällt. Seine Aufgabe ist dafür umso wichtiger, denn das kleine Gewinde muss für festen Halt sorgen, wenn beim Fotografieren ein Stativ zum Einsatz kommen soll.
Fester Halt in jeder Lage
Ein Stativgewinde leistet Schwerstarbeit. Wenn Sie selbst schon einmal eine Spiegelreflexkamera in der Hand hatten, dann wissen Sie, wie schwer die Geräte werden können. Vor allem mit einem entsprechend großen Objektiv können moderne Kameras beim freien Knipsen ganz schön Muskelkraft beanspruchen. Stative kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Kamera besonders ruhig gehalten werden muss, z. B. bei einer langen Belichtungszeit. Das Gewicht beruht dann auf den Schultern einer kleinen, unscheinbaren Schraubverbindung. Damit diese dem Druck gewachsen ist, muss das Stativgewinde an der perfekten Stelle auf der optischen Achse der Kamera sitzen und besonders widerstandsfähig sein, da der Schwerpunkt mit wachsender Größe der Objektive immer weiter nach vorne wandert. Sehr große Objektive haben bereits ihr eigenes Stativgewinde, um genug Stabilität zu erzeugen.
Profis schneiden ihr Stativgewinde selbst
Während interessierte Laien das Stativgewinde als Selbstverständlichkeit wahrnehmen, legen Profis auf dieses Bauteil oft einen besonderen Fokus. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen erreicht ein Profigerät samt Objekt schnell mal Preisbereiche von mehreren tausend Euro. Natürlich möchten Fotografen da sicher gehen, dass das Stativgewinde hält und ihre Ausrüstung nicht irgendwann unsanft auf dem Boden landet. Zum anderen kann gerade bei langen Belichtungszeiten jede noch so kleine Bewegung ein schönes Bild ruinieren. Die Spiegelreflexkamera hat ihren Namen von einem im Inneren hochklappenden Spiegel, der bei dieser Bewegung Vibrationen auslösen kann. Eine stabile, zuverlässige Schraubverbindung im Stativgewinde ist da unerlässlich. Deshalb verlässt sich so mancher Fotograf nicht nur auf die vom Hersteller verbauten Teile, sondern schneidet sein Stativgewinde selbst.
DIN 4503 oder UNC-Gewinde?
Stativgewinde haben mit der DIN 4503 (Stativanschlüsse für Kameras und Zubehör) ihre eigene Norm. Die Maße der Stativgewinde sind dem UNC-Gewinde jedoch so ähnlich, dass man beides als nahezu austauschbar bezeichnen darf.
Zwei Stativgewinde werden im Fotobereich verwendet:
- 1/4" - 20 UNC (kleines Fotogewinde)
- 3/8" - 16 UNC (großes Fotogewinde)
Das kleine Stativgewinde findet sich vornehmlich bei Suchkameras, Spiegelreflexkameras (SLR), Mittelformatkameras, Blitzschienen, Schnellwechselplatten und Stativköpfen. Das große Stativgewinde hingegen kommt zum Einsatz bei Mittelformatkameras und fast allen Großformatkameras sowie den meisten Verbindungen zwischen Stativen und Stativköpfen.
Spezialist mit Geschichte: Das Objektivgewinde
Kameras mit Wechselobjektiven wie Spiegelreflexkameras benötigen einen Mechanismus, um die Objektive am Körper der Kamera zu fixieren. Auch hier kommt es auf eine stabile Verbindung an. Ausbrechende oder abfallende Objektive würden nicht nur die Aufnahme behindern, sondern auch massive Schäden am Gerät verursachen. Daneben muss der Wechsel aber auch schnell gehen und möglichst unkompliziert sein, um im Arbeitsalltag praxistauglich zu sein.
Objektivgewinde M39, M40 und M42
Früher wurden Objektive immer mittels Schraubgewinde am Körper der Kamera befestigt. Vor allem das M39 Objektivgewinde erlangte als Leica-Gewinde eine gewisse Berühmtheit. Die gängigen Objektivgewinde M39, M40 und M42 spielen außerhalb der analogen Fotografie heute kaum noch eine Rolle. Für die meisten Einsatzzwecke wurden Objektivgewinde mittlerweile von Bajonettanschlüssen abgelöst. Diese zeichnen sich vor allem durch ihre einfache Handhabung aus und erlauben es Fotografen, sehr schnell und mit nur einem Handgriff das Objektiv zu wechseln.
C-Mount Gewinde für Kameraobjektive
Auch wenn klassische Objektivgewinde dem Objektivbajonett weichen mussten, gibt es doch noch Bereiche, in denen weiterhin auf eine Schraubverbindung gesetzt wird. C-Mount bezeichnet ein genormtes Objektivgewinde, das schon seit den 1920ern in der Schmalfilmtechnik zum Einsatz kommt und noch immer weltweit verbreitet ist. Das Objektivgewinde hat einen Außendurchmesser von 1 Zoll, die Steigung beträgt 1⁄32 Zoll. Das Auflagenmaß – also der Abstand zwischen dem Flansch des Objektivgewindes und der Bildebene – liegt bei 17,526 mm.
Abgeleitet vom C-Mount Objektivgewinde existiert auch noch der CS-Mount mit einem Auflagenmaß von 12,526 mm.
S-Mount Gewinde für Miniobjektive
Ebenfalls verbreitet sind auch S-Mount Objektivgewinde für Miniobjektive oder Boardobjektive für Board-Kameras. Die kleinen Objektivgewinde mit den Abmessungen 12 x 0,5 eignen sich besonders, wenn Platz gespart werden muss.
Filtergewinde für die Profiausstattung
Ebenfalls in den Fotobereich gehören die Filtergewinde. Bei Filtern handelt es sich um dünne Platten aus Glas oder Kunststoff, die vor das Objektiv geschraubt werden und so gewisse Effekte erzeugen. Also wie bei Instagram, nur analog. Filtergewinde sind sehr kurz, 1,5 bis 2 Drehungen reichen zur Befestigung aus. Filter sollen sich schließlich rasch austauschen lassen und sind zudem sehr leicht.
Ob Sie nun als Profifotograf bei der Schraubverbindung zwischen Kamera und Stativ mit einem Stativgewinde auf Nummer sicher gehen wollen oder sich als Bastler für besonderes Filmequipment interessieren – erstmal stehen Sie vor der Frage, wo Sie das benötigte Werkzeug für Ihr Vorhaben finden. In dem Online-Shop vom Gewindebohrer Hersteller BAER finden Sie Gewindewerkzeuge für seltene und ungewöhnliche Gewindenormen. Auch für Spezialgewinde im Fotobereich wie Stativgewinde und Objektivgewinde haben wir passende Gewindebohrer und Schneideisen. Schauen Sie sich einfach um!