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Wie entstehen eigentlich Gewindenormen?

Wie entstehen eigentlich Gewindenormen?

Geschätze Lesezeit: 7 Minuten

Was Gewindenormen sind, wissen wir alle. Jede Gewindenorm versammelt eine Reihe von Abmessungen, die ein Gewindeprofil genau definieren. So sind Ergebnisse reproduzierbar und Bauteile austauschbar, was den Arbeitsalltag enorm erleichtert. Aber haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, wer genau bestimmt, was in eine Gewindenorm aufgenommen wird? Wir denken, um einer Norm vertrauen zu können, sollten Sie zumindest eine Ahnung haben, wie diese zustande gekommen ist. Darum haben wir uns ans Werk gemacht und alles Wissenswerte rund um die Entstehung von Gewindenormen in diesem Blogbeitrag zusammengetragen.

TIN Maschinengewindebohrer Form C RSP DIN376 01

Ein Blick in die Geschichte der Gewindenormen

Bevor wir uns der aktuellen Situation widmen, werfen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war jedes Gewinde noch ein Unikat und Schraube und Mutter bildeten ein unzertrennliches Paar. Vor der industriellen Revolution war das auch völlig ausreichend. Doch mit Beginn der Massenproduktion musste mehr Flexibilität her und die Idee der Gewindenorm wurde geboren. Dabei wuchs die Reichweite von Gewindenormen immer weiter an, angefangen bei Werksnormen über nationale Normen bis zu den heutigen internationalen Normen. Das offizielle Geburtsjahr der modernen Gewindenorm wird auf 1841 datiert und der britische Ingenieur Joseph Whitworth darf sich als Urheber bezeichnen.

Portrait of Sir Joseph Whitworth

So läuft der Normungsprozess für Gewindenormen ab

Auch wenn Sie sich vielleicht schon einmal über Gewindenormen geärgert haben – Sinn und Zweck ist es, die Arbeit zu erleichtern. Dieser Vorsatz schlägt sich auch im Normungsprozess für Gewindenormen nieder. Der soll nämlich möglichst praxisnah ablaufen und im Idealfall die breite Öffentlichkeit mit einbeziehen. 

Um eine neue Gewindenorm auf den Weg zu bringen, muss zunächst einmal ein Normantrag gestellt werden. Das kann grundsätzlich jeder machen, Sie benötigen keine speziellen Voraussetzungen dafür. Allerdings wird durch das betreffende Normungsinstitut geprüft, ob tatsächlich ein Bedarf vorhanden ist, oder ob es für den fraglichen Fall schon eine passende Gewindenorm gibt.

Wird der Normantrag akzeptiert, dann kommt ein Gremium zusammen, das einen ersten Entwurf der Gewindenorm ausarbeitet. Dieses Gremium setzt sich aus Experten zusammen, die aus allen möglichen von der Gewindenorm betroffenen Fachkreisen kommen. Das sind auf der einen Seite Wissenschaftler und Ingenieure, aber auch zukünftige Anwender der Gewindenorm wie Hersteller oder Handwerker. So wird sichergestellt, dass Theorie und Praxis bei der Erarbeitung der Gewindenorm Hand in Hand gehen.

Ist der Entwurf für die Gewindenorm fertig, dann wird er öffentlich gemacht und jeder Interessierte kann ihn sich ansehen und seine Meinung dazu abgeben. Auf diese Weise können Kritik und Verbesserungsvorschläge direkt eingearbeitet werden, was sich positiv auf die spätere Akzeptanz der neuen Gewindenorm im Markt auswirkt. 

Die eingegangenen Vorschläge werden gesichtet und entweder verworfen oder in einen neuen Entwurf der Gewindenorm eingearbeitet. Dieser wird dann wieder für die Öffentlichkeit zur Kritik freigegeben. Auf diese Weise entsteht ein produktiver Kreislauf, der sich über einige Zyklen erstrecken kann, bis die Zahl der Verbesserungsvorschläge irgendwann immer kleiner wird und der Entwurf als zufriedenstellend angesehen wird.

Dieser letzte Entwurf wird dann noch ein letztes Mal in Form gebracht und schließlich als fertige Norm veröffentlich. Das heißt aber nicht, dass die neue Gewindenorm jetzt bis in alle Ewigkeit Bestand hat. Sie wird spätestens alle fünf Jahre überprüft und bei Bedarf aktualisiert. Überholte Gewindenormen können außerdem auch vollständig zurückgezogen werden. 

Das sind die wichtigsten Normungsinstitute

Die Normungsinstitute spielen also eine Schlüsselrolle bei der Entstehung neuer Gewindenormen, sie geben aber keineswegs einfach Normen vor, sondern sind sehr auf eine breite Akzeptanz bedacht. Jedes Land hat seine eigene Normungsorganisation. Für Ihre Arbeit mit Gewinden sind aber vor allem drei Institute von Bedeutung.

Gewindenormen des Deutschen Instituts für Normung (DIN)

Das DIN kennen Sie nicht nur vom Gewindeschneiden, sondern auch vom Druckerpapier oder jedem anderen Bereich Ihres privaten und beruflichen Lebens. Gewindenormen finden Sie hier aber natürlich auch wie Sand am Meer. Die bekanntesten darunter sind zweifelsfrei die DIN 13-1 für das metrische Regelgewinde oder DIN 13-2 bis 13-11 für verschiedene Varianten des metrischen Feingewindes. Aber auch das Trapezgewinde DIN 103, das Rundgewinde DIN 405 oder das Sägengewinde DIN 513 sind bekannte Ergüsse des Deutschen Instituts für Normung.

DIN Standards

Gewindenormen des American National Standards Institutes (ANSI)

Das amerikanische Äquivalent zu unserem DIN ist das ANSI. Hier finden Sie alle Gewindenormen des Unified Thread Standard wie das UNCUNF und UNEF Gewinde. Und auch die amerikanischen Rohrgewindearten wie das NPT oder das NPTF sind nach ANSI genormt.

BSI Standards

Gewindenormen der British Standards Institution (BSI)

Und schließlich fehlt noch die britische Entsprechung, das BSI. Prominentester Vertreter ist das British Standard Whitworth Gewinde (BSW), mit dem 1841 alle begann und das nach der Gründung mit der Norm BS 84 vom BSI „adoptiert“ wurde. Basierend auf dieser Gewindenorm folgten dann noch viele weitere Gewinde wie das BSF und das BSP.

ANSI Standards

Die Rolle der Internationalen Organisation für Normung (ISO)

Vielleicht überlegen Sie die ganze Zeit schon, wann eigentlich die ISO ins Spiel kommt. Schließlich leben wir in Zeiten der Globalisierung, in denen nationale Normen gar nicht mehr ausreichen, um flächendeckende Austauschbarkeit zu gewährleisten. Die ISO erarbeitet internationale Gewindenormen in einem Prozess, der im Prinzip genauso abläuft, wie oben beschrieben. Nationale Gewindenormen können für die Aufnahme in das internationale Normenwerk vorgeschlagen werden. Und umgekehrt können internationale Gewindenormen in das nationale Normenwerk aufgenommen werden. Diese Fälle erkennen Sie dann daran, dass mehr als ein Kürzel einer Normungsorganisation in der Bezeichnung der Norm auftaucht wie etwa bei DIN ISO.

Jetzt wissen Sie, wo Gewindenormen herkommen. Aber wissen Sie auch, wo Sie Gewindebohrer für alle gängigen Gewindenormen finden können? Bei BAER im Online-Shop natürlich. Und bei Fragen zu DIN, ISO und jedem anderem Thema aus dem Bereich der Gewindebearbeitung wenden Sie sich an unseren freundlichen Kundenservice!

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