Gewinde messen – Darauf kommt es an!
Haben Sie schon mal ein altes Bauteil ausgetauscht und konnten sich nicht mehr erinnern, welche Gewindegröße Sie verwendet hatten? Gründe, ein Gewinde zu messen, gibt es viele. Und fast ebenso viele Techniken und Methoden, wie Sie diese Aufgabe bewerkstelligen können. Wir bringen Licht ins Dunkel und tasten uns gemeinsam an das komplexe Thema Gewinde messen heran.
Als Heimwerker oder Handwerker wird Ihnen am häufigsten folgende Situation begegnen: Sie müssen eine Schraube, ein Rohr oder etwas ähnliches nachkaufen und wollen herausfinden, welches Bauteil Sie besorgen müssen. Das ist zum Glück gar nicht so kompliziert. Wie Sie beim Gewinde messen für zuhause genau vorgehen, erklären wir Ihnen am Ende dieses Blogbeitrags. Zuvor wollen wir uns noch ein paar andere Gelegenheiten ansehen, bei denen Gewinde messen notwendig wird. Dazu klären wir zunächst einmal ein paar Fachbegriffe.
Prüfen, messen oder doch lehren?
Im täglichen Sprachgebrauch werden Begriffe wie Messen, Prüfen und Bestimmen gerne mal unsauber verwendet und durcheinandergeworfen. Damit hier also keine Unklarheiten entstehen und Sie Gewinde richtig messen können, zunächst ein paar allgemeine Worte zu diesem Thema.
Prüfen bezeichnet als Oberbegriff ein Vorgehen, bei dem festgestellt wird, ob ein Prüfgegenstand bestimmte Merkmale aufweist. Dabei lässt sich zunächst einmal zwischen subjektivem und objektivem Prüfen unterscheiden.
Beim subjektiven Prüfen sehen Sie sich den Prüfgegenstand an und tasten ihn eventuell auch ab. Auf diese Weise können Sie grobe Beschädigungen oder starke Normabweichungen direkt feststellen. Oder anders gesagt: Wenn die Schraube abgebrochen ist, dann benötigen Sie keine weiteren Hilfsmittel, um dies festzustellen.
Objektives Prüfen hingegen kann auch dort noch die Übereinstimmung mit den erwarteten Merkmalen feststellen, wo die menschliche Sinneswahrnehmung längst an ihre Grenzen gekommen ist. Dazu müssen Sie jedoch auf Hilfsmittel zurückgreifen. In diesen Bereich fällt das Gewinde messen. Doch wir müssen immer noch eine weitere Unterscheidung treffen: Messen oder Lehren?
Gewinde messen und lehren unterscheiden sich durch das Ergebnis. Wenn Sie ein Gewinde messen, dann erhalten Sie einen Messwert. Wenn Sie hingegen ein Gewinde lehren, dann erhalten Sie nur die Auswertung, ob ein Prüfkörper gut oder Ausschuss ist. Lehren kommen eher bei der industriellen Produktion zum Einsatz. Hier geht es darum, festzustellen, ob die verwendeten Werkzeuge durch Beschädigung oder Abnutzung eventuell nicht mehr normhaltig sind. Gewinde messen findet im Profibereich und im Hausgebrauch gleichermaßen statt.
So machen es die Profis
In der Industrie und im Handwerk ist Präzision entscheidend. Dies gilt nochmal mehr beim Gewinde messen. Auch kleine Abweichungen können große Folgen haben und verkantete oder abgenutzte Gewinde stellen ein menschliches und finanzielles Risiko dar. Das Gewinde messen spielt also eine zentrale Rolle.
Gewinde werden gemessen:
- am Bauteil selbst
- an der Gewindelehre
- am Gewindeschneidwerkzeug
Im Profibereich geht es beim Gewinde messen weniger darum, ein Gewinde zu bestimmen. Vielmehr wird sichergestellt, dass Normen eingehalten werden, Werkzeug wie erwartet funktioniert und vor allem die so wichtigen Prüfmittel selbst verlässlich sind. Die angewandten Methoden sind daher auch entsprechend genauer und aufwändiger, als es beim Heimwerker der Fall ist.
Messunsicherheit
Wie so oft ist es auch beim Gewinde messen wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen. Menschen sind keine Maschinen und zu viele Faktoren spielen eine Rolle, als dass ein Messergebnis jemals zu 100 % akkurat sein könnte. Die Messunsicherheit muss daher immer mit berechnet werden. Dafür gibt es komplizierte Formeln, die alle Einflussgrößen berücksichtigen.
Zu den Einflussgrößen gehören:
- Messbedingungen
- Faktor Mensch
- Messmittel
- Messgegenstand
- Messmethode
Ein hochmotivierter, erfahrener Mitarbeiter kann an einem heißen Tag mit einem abgenutzten Messmittel zu einem anderen Ergebnis kommen als der Azubi im Winter. Um dies zu berücksichtigen, wird vor dem Gewinde messen die Messunsicherheit berechnet.
Gewinde messen mit der Drei-Draht-Methode
Im Profibereich wird der Flankenwinkel eines Außengewindes meist mit der sogenannten Drei-Draht-Methode bestimmt, die besonders präzise Ergebnisse liefert. Um mit dieser Methode ein Gewinde zu messen, werden drei Messdrähte in die Gewindegänge so eingelegt, dass zwei Drähte nebeneinander liegen und der dritte auf der gegenüberliegenden Seite. Die Drähte werden mit flachen Tastern in Position gehalten und anhand des Abstands zwischen den Tastern lässt sich über eine Formel der Flankendurchmesser errechnen und so das Gewinde messen.
Gewinde messen mit der Drei-Punkt-Methode
Die Drei-Punkt-Methode ist das Äquivalent der Drei-Draht-Methode. Beim Gewinde messen kommt sie zum Messen von Innengewinden zum Einsatz. Statt Drähten werden hier Testnadeln verwendet, die sich von innen in die Gewindegänge drücken.
Gewinde messen bei Gewindeschneidwerkzeugen
Einige Besonderheiten gibt es beim Gewinde messen bei Gewindeschneidwerkzeugen. Durch die besondere Bauform existieren deutlich mehr Messwerte, die ermittelt werden müssen, wie etwa Anschnitt und Spanwinkel. Gewindemessschrauben helfen beim Ermitteln des Flankendurchmessers. Was wo wie gemessen wird, bleibt jedoch meist dem Hersteller überlassen.
Gewinde bestimmen für den Hausgebrauch
Wenn das für Sie jetzt alles ziemlich kompliziert klingt, dann haben wir eine gute Nachricht: Denn um einfach nur herauszufinden, welche Schrauben Onkel Manfred bei der Badrenovierung in den 90ern verbaut hat, müssen Sie zum Gewinde messen deutlich weniger Aufwand betreiben. Sie benötigen dazu einen Messschieber und eine Gewindeschablone.
Ein Messschieber ist ein verbreitetes Messgerät zur präzisen Messung von Längen, das Sie wahrscheinlich sowieso schon im Werkzeugkasten haben. Bei einer Gewindeschablone handelt es sich um einen Satz Metallblätter mit Zähnen, die in ihrer Steigung jeweils einer Gewindenorm entsprechen.
Beim Gewinde messen bestimmen Sie mit dem Messschieber nun zunächst den Nenndurchmesser des Prüfstücks. Dazu messen Sie am besten an zwei Stellen, um auszuschließen, dass es sich um ein kegliges Gewinde handelt. Beide Messwerte sollten identisch sein.
Nun zücken Sie Ihre Gewindeschablone und legen die einzelnen Blätter so lange an Ihr Gewinde an, bis eins perfekt passt. Wenn Sie wissen, dass es sich um ein metrisches Regelgewinde oder Feingewinde handelt, können Sie die Steigung anhand des Nenndurchmessers auch einfach aus einer Tabelle ablesen und mit der Schablone lediglich überprüfen.
Fertig! Ihr Gewinde ist jetzt richtig gemessen und Sie können sich auf die Suche nach dem passenden Werkzeug machen – am besten im Online-Shop vom Gewindebohrer Hersteller BAER. Hier finden Sie alles rund um das Thema Gewindeschneiden. Schauen Sie einfach vorbei!