Welches Gewinde brauchen Sie für Ihren Einsatzzweck?
Sicher haben Sie auch schon viel von Gewindearten und Gewindenormen gehört und das ein oder andere Mal eine exotische Gewindekurzbezeichnung in einer Tabelle gesucht. Typen von Gewinden gibt es wie Sand am Meer und mit einer zunehmenden Spezialisierung auf hochkomplexe Einsatzbereiche wird das Thema nicht übersichtlicher. Grund genug, einmal einen Schritt zurück zu wagen und sich eine Übersicht über all die verschiedenen Gewinde zu verschaffen.
Metrisches ISO Gewinde und Co.: Grobgewinde international
Fangen wir an mit dem Gewinde, das Ihnen am geläufigsten sein dürfte – das Grobgewinde. Hierzulande begegnet es Ihnen meist als das metrische ISO Gewinde, das auch unter den Bezeichnungen Regelgewinde und Normalgewinde bekannt ist. Schon das gibt einen guten Hinweis darauf, wie verbreitet diese Gewindeart tatsächlich ist. Die meisten Schrauben, die Ihnen hier und in vielen anderen Ländern begegnen, sind mit diesem Gewinde ausgestattet.
Das heißt aber nicht, dass das metrische ISO Gewinde das einzige Grobgewinde ist. Direkter Nachbar ist das British Standard Whitworth (BSW), ein zölliges Grobgewinde, das in Großbritannien verwendet wird. Und in den USA werden wir fündig beim Unified Coarse Gewinde (UNC).
Was macht das Grobgewinde den nun zu einem solchen Dauerbrenner? Seine Geometrie ist einfach perfekt auf das ausgelegt, was Gewinde nun einmal in den allermeisten Fällen tun sollen – sichere Schraubverbindungen zu ermöglichen. Das Profil läuft spitz zu, sodass sich Schrauben und Muttern unter normalen Umständen nicht von selbst lösen können, aber bei der Montage auch nicht zu viel Kraftaufwand verlangen. Als Schraubengewinde für Standardanwendungen ist es damit unschlagbar.
Steigung x 1: Wo Sie ein Feingewinde benötigen
Bei den wichtigsten Gewindearten gibt es für jedes Grobgewinde auch ein oder mehrere Feingewinde. Das metrische Regelgewinde M ist gepaart mit dem metrischen Feingewinde MF. Zum britischen Grobgewinde BSW gesellt sich das britische Feingewinde BSF. Und in den USA existieren neben dem Grobgewinde UNC sogar zwei verschiedene Feingewinde UNF und UNEF.
Das Feingewinde hat im Vergleich zum Grobgewinde eine kleinere Steigung und damit ein engeres und flacheres Gewindeprofil. Das sorgt für eine bessere Selbsthemmung und die wiederum ermöglicht einen festen Sitz der Schraube, auch wenn es zu Erschütterungen kommt oder wenig Platz zur Verfügung steht. Gleichzeitig sind Feingewinde aber auch empfindlicher als Grobgewinde, deshalb werden sie nur dann verwendet, wenn ihre besonderen Eigenschaften auch tatsächlich benötigt werden. Mehr Wissenswertes zum Unterschied zwischen Grob- und Feingewinde können Sie auch in unserem Blog nachlesen.
Ob im Badezimmer oder in der Industrie: Rohrgewinde finden Sie überall
Rohrgewinde tauchen überall dort auf, wo Flüssigkeiten, Gase oder manchmal auch Feststoffe durch Rohrleitungen transportiert werden. In Deutschland häufig genutzt wird das Rohrgewinde G, das auch als Whitworth Gewinde bekannt ist. Es gehört eigentlich zu den britischen Gewindearten, hat sich aber hierzulande als Standard etabliert. Auch in den USA gibt es eine ganze Reihe an Normen für Rohrgewinde, von denen das NPT Gewinde das geläufigste ist.
Rohrgewinde lassen sich grundlegend in zwei Typen unterteilen: kegelig und zylindrisch. Außen- und Innengewinde können dann unterschiedlich kombiniert werden und so entweder eine im Gewinde dichtende Verbindung erzeugen, oder nach zusätzlichem Dichtmittel verlangen. Dieses komplexe Thema haben wir Ihnen in unserer Übersicht über die Rohrgewindearten noch einmal im Detail aufbereitet.
English please: Zollgewinde in einer globalisierten Welt
Der Begriff Zollgewinde beschreibt Gewindearten, deren Abmessungen nicht in metrischen Einheiten angegeben werden. Gewinde wurden schon im 19. Jahrhundert häufig verwendet, lange vor der Globalisierung und internationalen Lieferketten. So haben sich in unterschiedlichen Erdteilen auch verschiedene Standards etabliert und obwohl eine globale Vereinheitlichung längst in greifbare Nähe gerückt ist, sind wir noch längst nicht dort angekommen.
Relevant wird die Einheit Zoll im Alltag vor allem beim Nenndurchmesser und der Steigung. Die Gewindebezeichnung sieht entsprechend anders aus als etwa beim metrischen Regelgewinde. Wie Sie das Zollgewinde richtig identifizieren, können Sie in unserem Blog für die britischen und die amerikanischen Gewindearten nachlesen.
Keine Schraube locker: Linksgewinde für sicheres Rotieren
Die Drehrichtung eines Gewindes wird nur in Ausnahmefällen zum Thema. Meistens geht es um Situationen, in denen eine konstante Rotation ein rechtsdrehendes Gewinde ungewollt lösen könnte, etwa beim rechten Pedal eines Fahrrads. Außerdem können Linksgewinde gefährliche Verwechslungen verhindern, etwa wenn es um den Anschluss bestimmter Gasflaschen geht. Warum das so ist und welche Einsatzmöglichkeiten es noch für das Linksgewinde gibt, haben wir Ihnen in unserem Blog noch einmal genauer zusammengefasst.
Fester Halt, nein danke: Bewegungsgewinde versetzen Berge
Meistens ist Bewegung etwas, was wir beim Thema Gewinde gerne verhindern möchten. Aber jenseits von Schrauben und Muttern zur Befestigung existiert mit den Bewegungsgewinden eine Kategorie, in der genau das ausdrücklich erwünscht ist.
Vor allem drei Gewindeprofile haben sich für Bewegungsgewinde bewährt:
- Trapezgewinde: für Vorschub- und Verstellbewegungen, z. B. bei Werkzeugmaschinen
- Rundgewinde: robustes Profil für raue Arbeitsumfelder wie im Bereich Eisenbahn
- Sägengewinde: für hohe einseitige Belastungen in Pressen und Hebeanlagen
Vor allem an Gewindestangen sind Bewegungsgewinde nicht mehr wegzudenken. Eine ausführliche Übersicht über die verschiedenen Arten und Einsatzbereiche können Sie in unserem Blog nachlesen.
Nicht kleckern, sondern klotzen: Mehrgängige Gewinde liefern Hub
Reicht ein Gewindegang oder brauche ich mehrere? Diese Frage haben Sie sich vielleicht noch nicht häufig stellen müssen. Dabei können mehrere Gewindegänge gerade bei Bewegungsgewinden sehr praktisch sein, weil sie damit nämlich durch den großen Hub im wörtlichen Sinne richtig viel Strecke machen. Die geringe Selbsthemmung reduziert außerdem effektiv die Reibung. Wenn Sie die physikalischen Mechanismen dahinter interessieren oder Sie wissen wollen, was das mehrgängige Gewinde mit Ihrem Frühstücksbrötchen zu tun hat, dann empfehlen wir einen Blick in unseren Blog!
Gewinde für besondere Fälle: PG-Gewinde und mehr
Jetzt haben wir die wichtigsten gängigen Gewindearten abgedeckt, aber es gibt noch einen ganzen Bereich, den wir bisher vernachlässigt haben: die Spezialisten. Im Laufe der Zeit hat sich eine Fülle von Normen für Innen- und Außengewinde herausgebildet, die für ziemlich genau einen Einsatzbereich ausgelegt sind. Dazu gehören Gewinde wie das …
Diese Gewinde sind nicht besonders flexibel, dafür in ihrem Fachgebiet aber unschlagbar – Experten eben. Wenn Sie sich in einen neuen Aufgabenbereich einarbeiten, dann lohnt es sich also, vorher zu überprüfen, ob es dafür ein spezielles Gewinde gibt. Kleiner Tipp: unser Blog ist dafür ein guter Ausgangspunkt!
Fazit: So finden Sie die passenden Gewindearten
Welches ist denn nun das richtige Gewinde für Ihr Projekt? Für die meisten Schraubverbindungen vor allem im Heimwerkerbereich wird Ihnen ein Regelgewinde gute Dienste leisten. Hierzulande das metrische ISO Gewinde oder vielleicht das zöllige UNC oder UNF Gewinde, falls Sie es mit Bauteilen aus Übersee oder besonderen technischen Bauteilen wie Kameraequipment zu tun haben. Und für die nächste Badrenovierung kann es nicht schaden, sich das Rohrgewinde G einmal genauer anzusehen.
Auf der Suche nach dem richtigen Gewinde lassen wir Sie natürlich nicht allein. Ihre Fragen und Anliegen können Sie jederzeit auch an unseren Kundenservice richten, den Sie per Telefon oder ganz einfach über unser Kontaktformular erreichen. Und wenn Sie das passende Gewinde gefunden haben, dann schauen Sie doch auch in unserem Online-Shop vorbei. Dort finden Sie alle nötigen Werkzeuge und Zubehör.