Gewindebohrer
Ein Gewindebohrer ist ein spanabhebendes Präzisionswerkzeug zur Herstellung von Innengewinden in vorgebohrten Bohrungen. Beim Gewindeschneiden trägt der Gewindebohrer Material aus der Wandung des Bohrlochs ab und formt dabei die charakteristische Schraubenlinie des Gewindes. Das Werkzeug gehört zu den Grundwerkzeugen der Metallbearbeitung und wird in nahezu allen Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus eingesetzt.
Ein Gewindebohrer besteht aus einem Schaft, einem Spannteil und dem Schneidenteil. Die Schneiden sind in Nuten angeordnet, die sowohl für den Spanabtransport als auch für die Zuführung von Kühlschmierstoffen sorgen. Form, Länge und Steigung der Schneiden richten sich nach der jeweiligen Gewindenorm und der Art des Werkstoffs. In der Praxis wird der Gewindebohrer häufig im Satz verwendet, um eine gleichmäßige Gewindequalität zu erzielen.
Typen und Anwendung:
- Handgewindebohrer: Werkzeuge für die manuelle Anwendung, meist in drei Stufen unterteilt – Vorschneider, Mittelschneider und Fertigschneider. Sie ermöglichen eine kontrollierte und kraftsparende Bearbeitung, insbesondere bei Einzelanfertigungen und Reparaturarbeiten.
- Maschinengewindebohrer: Gewindebohrer für den Einsatz in Bohrmaschinen, Gewindeschneidapparaten oder CNC-Anlagen. Sie schneiden das Innengewinde in einem einzigen Arbeitsgang und eignen sich für die Serienfertigung. Je nach Bohrungsart werden gerade Nuten (für Durchgangslöcher) oder Spiralnuten (für Sacklöcher) eingesetzt.
- Einschnittgewindebohrer: Kombinierte Werkzeuge, die alle Schneidstufen in einem Werkzeug vereinen. Sie ermöglichen ein schnelles und präzises Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang, sowohl manuell als auch maschinell.
Werkstoffe und Beschichtungen:
Gewindebohrer werden in der Regel aus HSS (Schnellarbeitsstahl)
oder HSSE (HSS mit Kobaltlegierung) gefertigt.
Für besonders harte oder abrasive Materialien kommen VHM-Gewindebohrer
aus Vollhartmetall zum Einsatz.
Hartstoffbeschichtungen wie TiN, TiCN oder TiAlN erhöhen die Verschleißfestigkeit,
verbessern die Wärmeabfuhr und verlängern die Standzeit.
Normen und Gewindearten:
Die gebräuchlichste Gewindeform ist das metrische ISO-Gewinde (M-Gewinde)
nach DIN 13.
Daneben existieren zahlreiche internationale Systeme wie das
UNC- und UNF-Gewinde (amerikanisch) oder das
G- bzw. BSP-Gewinde (britisch).
Jeder Gewindebohrer ist auf die Geometrie, den Flankenwinkel
und die Steigung des jeweiligen Gewindes abgestimmt.
Praxisbeispiel:
Zur Herstellung eines Innengewindes M8 × 1,25 wird zunächst ein Kernloch
mit dem entsprechenden Durchmesser gebohrt (z. B. 6,8 mm).
Anschließend wird mit einem Gewindebohrer M8 das Innengewinde geschnitten.
Bei Sacklöchern wird bevorzugt ein Maschinengewindebohrer mit Spiralnut verwendet,
um die Späne zuverlässig aus der Bohrung zu fördern.